Entstehung des Rollstuhlbasketball:
Die Geschichte des organisierten Rollstuhlsports (und damit auch des Rollstuhlbasketballs) beginnt nach dem Ende des Zweiten
Weltkrieges und zwar fast parallel in den Vereinigten Staaten sowie in Großbritannien. In beiden Ländern waren die ersten Rollstuhlsportler
junge Kriegsverletzte, denen innerhalb ihrer medizinischen Rehabilitation Sport als therapeutische Maßnahme verordnet wurde. Das war
damals eine wirklich neue, fast revolutionäre Behandlungsmethode für Rückenmarkverletzte.
Es ist heute schon fast vergessen, daß Ende der 40er Jahre rund 90% der Querschnittgelähmten infolge der gefürchteten Sekundärschäden
(Wundgeschwüre, Blasen- und Nierenentzündungen) nicht einmal das erste Jahr nach der Schädigung überlebten.
Der (räumliche) Ausgangspunkt für die Entstehung des Rollstuhlbasketballs (RBB) in den USA waren verschiedene Armeekrankenhäuser, die
sogenannten Veteran Administration Hospitals (VAH). Die dorthin abgeschobenen jungen Soldaten mit einer Querschnittschädigung suchten
einen Mannschaftssport, der ihnen zugleich Spaß als auch das Gefühl vermittelte, noch leistungsfähig zu sein. Bereits für das Jahr 1946 sind
die ersten Rollstuhlbasketballspiele in VAHs dokumentiert. Populär machte die junge Sportart in den USA, die sicher zu Recht das Mutterland
des RBB genannt werden, vor allem ein Team: Die "Flying WheeIs of Birmingham VAH". Mit privaten Geldern konnten sie durch die einzelnen
Staaten der USA reisen und spielten gegen die Mannschaften der dortigen VAHs. ,,Zivilgeschädigte" und Berufsangehörige aus dem
Rehabilitationsbereich wurden zunehmend auf Rollstuhlbasketball aufmerksam. Die Zahl der Teams wuchs ständig, so daß man sich national
in der ,,Paralyzed Veterans of America (PVA)" organisierte. 1948 wurde der erste PVA-RoIIstuhlbasketballtitel ausgespielt.
Der nächste Schrift war die Gründung von sogenannten Home Town Teams (oder auch: Civilian Teams). Denn sowohl die Zivilgeschädigten
als auch die aus den Krankenhäusern entlassenen Kriegsverletzten wollten Rollstuhlbasketball in ihren Heimatorten spielen. Im Gegensatz zu
den PVA-Mannschaften rekrutierten sich diese Teams nun nicht mehr allein aus Kriegsverletzten, sondern aus Zivilgeschädigten und anderen
Behinderten, wie Polio-Erkrankten oder Amputierten.
Die Home Town Teams gerieten schnell in den Ruf, Profis zu sein, da sie vor zahlenden Zuschauern Demonstrationsspiele veranstalteten und
dabei auch gegen Nichtbehinderte im Rollstuhl antraten. Für die Austragung dieser Begegnungen suchten sich die Civilian Teams meist einen
Sponsor aus dem Bereich des Zivil-, Sozial- und Wohltätigkeitsbereichs.
Historisch für die weitere Entwicklung des amerikanischen RBB war das Treffen von sechs Teams zum ,,First Annual National Wheelchair
Basketball Tournament" in Galesbury/Illinois im April 1949. Sie gründeten während ihres Turniers die National Wheelchair Basketball
Association (NWBA). Die NWBA beschloß damals, jährlich ein Turnier auszutragen, um den nationalen RoIIstuhIbasketbaIImeister zu ermitteln.
Diese Entscheidung war der Startschuß für einen USA-weiten Spielbetrieb. Gleichzeitig faßte die neugegründete NWBA den bedeutenden
Entschluß, daß nur die behinderten Sportler die wichtigen Entscheidungen für die weitere Entwicklung der Liga treffen konnten. Verbunden ist
diese Grundkonzeption (an der sich auch der Fachausschuß Basketball in der Bundesrepublik orientierte) mit den Namen Tim Nugent. Sein
Nachfolger Stan Labanowich sorgte ab 1976 dafür, daß diese Idee auch international durchgesetzt wurde.
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