Mannschaftsspieler am Rand des Parketts Udo Heß winkt ab,
wenn er auf den „körperlosen Sport“ angesprochen wird. Im
Basketball gehe es rauh zu, sagt er. Erst recht, wenn die Spieler im
Rollstuhl sitzen: „Da wird gerammt, und ab und an fliegt auch mal
jemand aus dem Stuhl.“ Der 43 Jahre alte Raunheimer muss es
wissen. Bevor er als Jugendtrainer an den Rand des Parketts
wechselte, war Heß selbst lange aktiv auf Korbjagd. In einem
Rehabilitationszentrum bei Heidelberg kam der damalige Schüler
erstmals mit dem Sport in Berührung.
Zuvor hatte er sich im Tischtennis, Judo und Bogenschießen
versucht. „Aber ich bin kein Einzelsportler“, meint Heß, der aufgrund einer sogenannten Spina bifida,
eines offenen Rückens, von Geburt an querschnittsgelähmt ist und im Rollstuhl sitzt. Nach einer
Ausbildung zum Industriekaufmann zog es ihn beruflich von Rheinland-Pfalz nach Hessen. „Durch
einen Zufall“ wurde er dort auf den Frankfurter Rollstuhl-Sport-Club (RSC) und dessen Basketball-
Abteilung aufmerksam. Drei Jahre war er für die Oberliga-Mannschaft des Clubs aktiv. „Irgendwann
stellten sich allerdings die Wehwehchen ein“, sagt Heß und meint damit Verschleißerscheinungen an
Schultern und Handgelenken. Dem Sport wollte er dennoch verbunden bleiben. Nach seiner Rückkehr
aus Düsseldorf, wo Heß zwischenzeitlich sechs Jahre lebte, machte er eine Ausbildung zum Kinder-
und Jugendtrainer. 2004 stieg er wieder beim RSC ein, wo er zunächst eine Breitensportgruppe
betreute. Ihm gehe es vor allem darum, das Körpergefühl der Kinder zu stärken, sagt Heß, sie
herausfinden zu lassen, wo die eigenen Grenzen sind – frei von Leistungsdruck. „Der kommt noch früh
genug.“ Spaß sollen auch die jugendlichen Basketballer haben, die Heß trainiert. Und vielleicht
schaffen ja doch ein paar den Sprung in die erste Mannschaft. „Das ist der Traum eines jeden Trainers.“
     Udo Heß
© schilderfritzen &
Rollstuhlfreunde